Was sind Lehnwörter?

Was sind Lehnwörter?

Lehnwörter in der deutschen Sprache sind regelmäßig Gegenstand hitziger Debatten. Vor allem Anglizismen, also englische Begriffe, die ins Deutsche übernommen werden, sind vielen Leuten ein Dorn im Auge. Sie empfinden solche Begriffe nicht nur als störend, sondern befürchten, dass traditionelle deutsche Wörter zunehmend verdrängt werden und unsere Sprache dadurch an Identität verlieren könnte.

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Was sind Lehnwörter

Doch was genau sind Lehnwörter eigentlich? Warum nehmen wir fremdsprachige Wörter in unsere Sprache auf? Und welchen Einfluss haben Lehnwörter tatsächlich auf die Sprache?:

Als was sind, nun Lehnwörter?

Lehnwörter sind Begriffe, die in den Wortschatz einer Sprache aufgenommen werden, ihren Ursprung aber in einer anderen Sprache haben. Allerdings handelt es sich dabei nicht um Wörter, die sich von fremdsprachigen Bezeichnungen ableiten.

„Handy“ für „Mobiltelefon“ oder „Make-up“ für Schminke zum Beispiel sind keine echten Lehnwörter. Bei Lehnwörtern handelt es sich um Begriffe, die direkt und ohne Übersetzung aus einer Sprache in eine andere Sprache eingehen.

Ein typisches Beispiel ist das Wort „Smartphone“. Es kommt direkt aus dem Englischen und wird auch im Deutschen genauso verwendet. Anders als bei übersetzten Wörtern, wie etwa dem „Computer“, bei dem sich der Name vom englischen Verb „to compute“ für „rechnen“ ableitet, bleibt bei Lehnwörtern die originale Form und Bedeutung des Wortes also bestehen.

Aber nicht alle Lehnwörter sind so offensichtlich als Lehnwörter zu erkennen wie das Smartphone.

Die „Fabrik“ zum Beispiel stammt ursprünglich aus dem Französischen. Auch „Bluse“, „Kabel“ und „Tampon“ sind Lehnwörter aus dem Französischen. Solche Wörter heißen Gallizismen und sind im Deutschen weit verbreitet.

Viele davon sind so fest im Sprachgebrauch verankert, dass wir oft gar nicht auf die Idee kämen, dass sie es aus einer Fremdsprache ins Deutsche geschafft haben.

Warum gibt es Lehnwörter?

Lehnwörter entstehen vor allem dann, wenn in der eigenen Sprache kein passendes Wort für ein neues Konzept, eine Technologie oder einen neuartigen Gegenstand existiert. Anstatt mühsam ein neues Wort zu erfinden, übernehmen wir einfach den Begriff aus einer anderen Sprache.

Insofern leihen wir uns gewissermaßen Wörter aus, um damit Lücken in unserer Sprache zu schließen.

Ein Beispiel dafür ist das Wort „Kindergarten“. Das Konzept des Kindergartens wurde in Deutschland entwickelt und hat deshalb auch einen deutschen Namen. Als der Kindergarten in die USA Einzug hielt, gab es keine passende englischsprachige Übersetzung. Also wurde das deutsche Wort beibehalten und wird bis heute als Germanismus im Englischen verwendet.

Das Entstehen von Lehnwörtern

Ein anderes Beispiel ist das Wort „Tattoo“. Die Technik des Tätowierens wurde ursprünglich unter anderem in Ozeanien praktiziert. Seefahrer brachten sowohl die Technik als auch den Begriff nach Europa mit.

Auf diese Weise floss ein Begriff aus der polynesischen Sprache in viele europäische Sprachen ein, darunter Deutsch und Englisch.

Kulinarische Lehnwörter

Besonders in der Küche finden sich viele Lehnwörter. Denn neue Gerichte oder Zutaten bringen oft auch neue Begriffe mit sich. So nennen wir zum Beispiel bestimmte Arten von Plätzchen „Cookie“. Das Wort kommt aus dem Amerikanischen, hat seinen Ursprung aber eigentlich im Niederländischen.

Im niederländischen Original hieß das Wort „koekje“ und war eine Verniedlichungsform für „koek“, was so viel wie Kuchen bedeutet. In den USA, wohin viele Niederländer auswanderten, wurde daraus „cookie“ und setzte sich als Name für Kekse durch.

Später fand das Wort dann seinen Weg zurück nach Europa und auch in die deutsche Sprache. Dass Cookie im Deutschen als Anglizismus gilt, liegt daran, dass wir die amerikanische Variante und nicht die niederländische Form übernommen haben.

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Generell haben viele Essensbegriffe ihre Wurzeln in anderen Sprachen, weil es in der Zielsprache keine eigene Bezeichnung dafür gibt. Denken wir zum Beispiel an „Döner“, „Sushi“ oder „Crêpes“.

Andersherum sind deutsche Spezialitäten wie „Schnitzel“ und „Bratwurst“ im Ausland unter diesen Namen bekannt, ohne dass sie übersetzt werden.

Kulinarische Lehnwörter zeigen, wie eng Sprache und Kultur miteinander verwoben sind. Wenn wir uns neue Speisen und Essgewohnheiten aneignen, übernehmen wir oft auch die dazugehörigen Begriffe.

Was sind Lehnwörter (1)

Welche Rolle spielen Lehnwörter in der Sprachentwicklung?

Neue Lehnwörter entstehen ständig. Im Zeitalter der Globalisierung und mit der Verbreitung des Internets und sozialer Medien herrscht ein reger Austausch zwischen den verschiedenen Kulturen.

Neue Trends, Technologien und Produkte verbreiten sich in Windeseile und bringen oft ihre originalen Bezeichnungen mit sich. Wörter wie „Hashtag“, „Streaming“ oder „App“ haben zwar ihren Ursprung im Englischen, sind aber inzwischen in vielen anderen Sprachen fest verankert.

Es gibt aber auch deutsche Wörter, die den umgekehrten Weg gehen und in andere Sprachen übernommen werden. Ein Beispiel dafür ist das Wort „Wanderlust“. Es beschreibt im Englischen die Lust am Reisen und Erkunden der Welt.

Der Begriff „Zeitgeist“, der das gesellschaftliche und kulturelle Denken und Handeln in einer bestimmten Epoche widerspiegelt, wird im Englischen ebenfalls in dieser Bedeutung verwendet.

Obwohl Lehnwörter oft in der Kritik stehen, zum Verfall einer Sprache beizutragen, bereichern sie in Wahrheit unsere Sprache und machen sie vielfältiger. Sie bieten uns neue Möglichkeiten, Dinge zu benennen und uns präziser auszudrücken. Sprache ist kein statisches Konstrukt, sondern entwickelt sich ständig weiter.

Sie passt sich den Bedürfnissen und dem Lebensstil ihrer Sprecher an. Dass dabei Wörter aus anderen Sprachen übernommen werden, ist ganz normal und war schon immer so. Denn Lehnwörter füllen die Lücken in einer dynamischen, anpassungsfähigen und lebendigen Sprache auf.

Das bedeutet nicht, dass Lehnwörter die ursprünglichen Begriffe verdrängen oder nach und nach verschwinden lassen. Vielmehr erweitern sie unseren Wortschatz.

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Gerd Traube, studierter Germanist und Buchautor, geboren 1966, Michaela Lange, geboren 1978, Deutschlehrerin und Privatautorin, Canel Gülcan -Studentin Lehramt Deutsch/Germanistik, sowie Ferya Gülcan Redakteurin und Betreiberin dieser Seite, schreiben hier für Sie/euch alles Wissenswerte zum Thema Schreiben. Ob für Schule, Beruf, angehende Schriftsteller oder Redakteure, wir hoffen, dass unsere Übungen und Anleitungen Ihnen weiterhelfen.

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